Das Office of Naval Research hat angeblich erfolgreich explosive Metalle als Ummantelung von Munition getestet und verspricht eine Revolution

Das Office of Naval Research (ONR) des Pentagon meldet einen Erfolg. Wieder einmal sei es gelungen, Waffen noch tödlicher und zerstörerischer zu machen. Was aus der militärischen Binnenperspektive ein Durchbruch ist, der freilich, wie bei Aufrüstung ganz üblich, bald auf die eigenen Streitkräfte zurückschlagen wird, macht wieder nur einmal deutlich, was Fortschritt immer auch heißt.

Man habe, so heißt es, "ein revolutionäres Material" entwickelt, durch das der Stahl in der Ummantelung von Geschossen ersetzt werden können. Das erhöhe die Letalität und die Wahrscheinlichkeit ein feindliches Ziel zu treffen. Das "revolutionäre" High-Density Reactive Material (HDRM) habe die Stärke von Aluminium, verbunden aber mit der Dichte von Baustahl, dabei wird die Ummantelung mit dem Sprengkopf verbunden, was eine erhöhte Letalität zur Folge haben soll. "Dramatisch" könne so die Explosivwirkung der meisten Waffen "ohne Kompromiss bei Stärke oder Design" verstärkt werden.

Reaktives Material, an dem das Pentagon bereits Jahrzehnte forscht, heißt dabei, dass es sich um explosive Metalle handelt, die heftig auf andere Materialien reagieren, also erst explodieren, wenn sie auf bestimmte Stoffe treffen. Das kann neben Metall auch Stein oder Beton sein, natürlich könnte es auch Fleisch sein. Der Vorteil ist, dass die Munition kleiner sein kann, während die zerstörerische Wirkung höher als die einer herkömmlichen Munition ist. Weil die Munition an sich stabil ist und erst durch die Wucht eines Aufschlags auf ein bestimmtes Material explodiert, ist sie auch weniger gefährlich für Lagerung und beim Transport. Der bunkerbrechende Peneterator Blue-122 der US-Luftwaffe hat beispielsweise ein Gewicht von 5000 Pfund, enthält aber nur 780 Pfund Explosivstoff, der Rest des Gewichts verdankt sich dem dicken Stahlgehäuse.

Die HDRM-Munition habe, so ONR, auch die Eigenschaft, dass die chemische Energie erst nach dem Auftreffen beim Zerfall freigesetzt werde, was die Wahrscheinlichkeit eines "catastrophic kill" erhöhe, also dass ein getroffenes Fahrzeug so zerstört wird, dass es nicht mehr einsatzfähig ist und auch nicht mehr repariert werden kann. Man zeigt sich beim ONR zufrieden mit dem HDRM, nachdem bereits erste Tests durchgeführt wurden. Die neuen Gehäuse können für existierende Raketentypen verwendet werden.

Interessant ist immer wieder die militärische Sprache. So soll das HDRM-Programm "neue Zerstörungsparadigmen schaffen", indem die Energiedichte der Munition und die mit dem Ziel verbundene Energie verbunden werden. Dadurch ließen sich "maßgeschneiderte energetische Wirkungen" herstellen. Darpa hatte 2008 ein Programm zur Entwicklung von reaktiven Materialien aufgelegt.