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ÖH über Anonymous

So 1. Jul 2012, 14:14

I ain‘t Anonymous

Kein Zeitungsbericht über ACTA und keine Demonstration gegen die Vorratsdatenspeicherung ohne das mittlerweile berühmte kühle Grinsen der Guy-Fawkes-Maske. Avancierte sie in den letzten Jahren zum universellen Symbol des Widerstandes gegen die Tendenz zum totalitären Überwachungsstaat, sollte die Vorstellung einer in die Anonymität regredierenden Masse im Gegenteil ein handfestes Unbehagen bereiten.

Neben den diversen Occupy-Bewegungen ist es vor allem das Internetkollektiv Anonymous, welches diese Maske zu ihrem Symbol auserkoren hat. Angesichts des veritablen Kleinkrieges, den sich die Aktivist_innen mit der Church of Scientology liefern, sowie ihrer großteils illegalen Aktionen gegen staatliche Unterdrückung und Zensur, ist das von ihnen propagierte Recht auf Anonymität als einzig wirksamer Schutz gegen Verfolgung durchaus nachvollziehbar.

Anspruch und Wirklichkeit

Dass dieses Recht jedoch nicht als universelles verstanden, sondern nur partikular für sich selbst in Anspruch genommen wird, während man es zugleich den auserwählten Gegner_innen implizit abspricht, zeigt etwa die Veröffentlichung der privaten Telefonnummern und Adressen von Urheberrechtsaktivist_innen durch das Anonymous-Kollektiv. Hinter der Anonymität verschanzt sich der Mob, um den ‚Anderen‘ umso ungehemmter bloßzustellen. Emanzipatorische Praxis dagegen bedarf des Lichtes der Öffentlichkeit, in dem die Einzelne für ihr Handeln Verantwortung übernehmen kann. Nicht nur in diesem Punkt klaffen Anspruch und Wirklichkeit von Anonymous weit auseinander. Zwar versteht man sich als anti-hierarchisches, demokratisches und prinzipiell allen offenstehendes Kollektiv, wird diesem Anspruch aber in vielerlei Hinsicht nicht gerecht. Die Letztentscheidung etwa über die berüchtigten DDoS-Attacken zum Lahmlegen von Servern und Websites liegt in den Händen weniger Anons. „As with the animals on Orwell’s farm, all Anonymous are equal, but some are more equal than others.“ 1

Individuum und Kollektiv

Zugleich wirkt die Anonymisierung der einzelnen Anons als Katalysator zur Bildung einer kollektiven Identität, die die individuelle negiert und in der das Recht auf Anonymität zur Pflicht umschlägt. Während Anons, die ihre Identität outen, als namefags gemobbt werden, kokettiert das Kollektiv in seinen Internetbotschaften mit dem potentiellen Terror, den es als unsichtbare Massenbewegung gegen reale oder imaginierte Feind_innen loszulassen imstande ist: „You have nowhere to hide, because we are everywhere […] For each of us that falls, ten more will take his place […] We are Anonymous. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us.“ 2 Mag man auch die konkreten Aktionen des Anonymous-Kollektivs gegen die Websites autoritärer Regimes, rechtsextremer Organisationen oder fundamentalistischer Sekten begrüßen, legitimiert dies mitnichten den faschistoiden Duktus, der nicht zu Unrecht an die Bekenner_innenvideos ebenfalls vermummter Djihadisten erinnert. Die Auflösung des Indviduums in die uniforme Masse, sein Verschwinden in der Unkenntlichkeit, ratifiziert dabei nur den der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft inhärenten Zug zur -Nivellierung der je unterschiedlichen Individuen. Das anonyme Kollektiv ist nicht, wie fälschlicherweise angenommen, emanzipatorisches Gegenstück zur Kälte bürgerlicher Subjektivität, sondern umgekehrt ihr faschistischer Vollzug. „Den Menschen wurde ihr Selbst als ein je eigenes, von allen anderen verschiedenes geschenkt, damit es desto sicherer zum gleichen werde.“ 3 Die Begründung, durch die Anonymität werde der Unterschied zwischen schwarz und weiß, Mann und Frau umstandslos, taugt nicht. Umstandslos sollten diese – wie auch alle anderen – Unterschiede zwischen den Menschen werden, insofern sie keinen Schicksalsspruch über erfahrenen Respekt, Lebenschancen und persönliche Freiheit darstellen dürfen; nicht jedoch, indem die Unterschiede in Uniformität aufgelöst werden.



von: http://www.univie.ac.at/unique/uniquecms/?p=2152

So 1. Jul 2012, 14:14

Re: ÖH über Anonymous

So 1. Jul 2012, 14:22

wtf...

Re: ÖH über Anonymous

So 1. Jul 2012, 14:27

Die Letztentscheidung etwa über die berüchtigten DDoS-Attacken zum Lahmlegen von Servern und Websites liegt in den Händen weniger Anons.


Ja genau die DDoS Angriffe werden natürlich nur von 2-3 Personen ausgeführt und es besitzen nur ein paar Auserwählte die Fähigkeit das zu starten :6925

Re: ÖH über Anonymous

Mo 2. Jul 2012, 06:03

Denen sollte man schreiben, dass zwar jeder Anonymous sein KANN, aber nicht jeder Anonymous IST... wenn jetzt jemand Mist baut, is das seine Sache... ;)
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