BASEL - Zwischen Gesundheitsschuhen und Reiseanbietern ist dieses Jahr auch Scientology an der Muba vertreten. Das stört nicht nur Besucher – auch Aussteller reagieren empört.

Ganz hinten in der Halle 2.1 in der «Erlebniswelt Gesundheit» der Muba, zwischen dem Café von «Hochschwarzwald Tourismus» und einem Handschrift-Analyse-Stand, gibt es auch einen Stand der Sekte Scientology.

Gleich gegenüber hat Alessandro Rohn seinen Platz. Und er leidet unter seinen berühmt-berüchtigten Nachbarn. «Scientology ist für uns absolut geschäftsschädigend», sagt Rohn, der an der Muba Medizinprodukte an den Mann zu bringen versucht. «Wir kriegen die Leute fast nicht an unseren Stand. Wenn die Messebesucher in unsere Richtung kommen und den Scientology-Schriftzug sehen, drehen die meisten gleich wieder ab.»

Ein Ärgernis. Seine Messe-Nachbarin habe ihren Platz in letzter Minute abtauschen können, erzählt Rohn. «Wir haben versucht, mit der Muba eine andere Lösung zu finden. Aber da war nichts zu machen.»
«Sekte an der Muba. Geht gar nicht»

Viele Muba-Gänger empören sich über die Präsenz der Sekte. «Kann mir mal jemand sagen, wieso Scientology einen Stand an der Muba hat?», fragt Telebasel-Moderator Adrian Plachesi auf Twitter. «Sekte an der Muba. Geht gar nicht», erregte sich auch die Basler Juso-Präsidentin und Grossrätin Sarah Wyss auf dem sozialen Netzwerk. «Ich finde das unmöglich. Die Muba schadet sich so vor allem selber», sagt sie heute auf Anfrage.

«Wir sind uns der Problematik bewusst», sagt Muba-Sprecher Simon Dürrenberger. Weil man sich bei der Muba entschieden habe, alle in der Schweiz legalen Organisationen grundsätzlich zuzulassen, sei auch Scientology an der Messe willkommen. Mit der Sterbehilfeorganisation Exit habe man noch einen weiteren kontroversen Aussteller an der diesjährigen Muba. «Unsere Besucher sind mündige Menschen.» Man mache sich darum keine Sorgen, mit der Zulassung von Scientology Schaden anzurichten.
«Mystery Shopper» machen Kontrolle

Für Scientology gälten dieselben Regeln wie für alle anderen auch, sagt Dürrenberger. Das heisst: Es darf nur im Stand geworben werden, in den Gängen dürfen nicht einfach so Besucher angesprochen werden. «Wir überprüfen das mit unseren ‹Mystery Shoppern›», sagt Dürrenberger. Solange sich Scientology daran halte, dürfe die Organisation ihre Zelte an der Muba aufschlagen.

Scientology leiste sich nur das Beste, sagt Thomas Schlegel, der seinen Stand gleich um die Ecke hat. «Die haben das alles professionell bauen lassen», sagt der Basler. «So viele Möbel wie die da reingeschleppt haben - ich wundere mich, dass da überhaupt noch Personal reinpasst.»

Schlegel stört sich nicht an den unerwarteten Nachbarn: «Ich bin ja um die Ecke, da bekomme ich höchstens ab und zu jemanden zu Gesicht, der dort am Stand arbeitet.»

Bei Scientology ist man sich ablehnende Reaktionen gewohnt. Klar seien manche Besucher und Mitanbieter misstrauisch, sagt Walter Wyrsch, der am Stand arbeitet. «Aber das kennen wir schon.» Er stelle fest, dass 80 bis 90 Prozent der Leute sich «interessiert zeigen und unabhängig informiert» werden wollten.