Die britische Regierung diskutiert noch, in Kalifornien ist die Blockade des Internets bereits Realität. Am Sonntag startet das Hackernetzwerk Anonymous eine neue Aktion gegen die Betreiber der U-Bahn in San Francisco.San Francisco. Die Hackergruppe Anonymous hat erfolgreich die Seite des Nahverkehrsunternehmens BART in San Francisco gehackt. Nach Informationen des Nachrichtensenders ABC wurden hunderte Kontaktdaten von Kunden gestohlen und im Internet veröffentlicht.
BART-Sprecher Jim Allison bestätigte dem Sender gegenüber den Diebstahl und erklärte, man versuche den Schaden abzuschätzen und werde alle Kunden informieren, deren Daten gestohlen wurden. Darunter sind Namen, E-Mail-Adresse, Passwort und Telefonnummer. Daneben stellte Anonymous Namen und Kontaktdetails von BART-Mitarbeitern ins Netz.
Der Web-Protest soll am Montag mit einer Demonstration vor dem Rathaus von San Francisco seinen Höhepunkt finden.Die Attacke war eine Antwort auf eine zeitweilige Abschaltung der Mobilfunk-Antennen in verschiedenen BART-Stationen am Donnerstag, als Demonstranten friedlich gegen Gewalt durch BART-Polizisten in den Nahverkehrszügen protestiert hatten.
Am 3. Juli war ein Mann von BART-Sicherheitskräften erschossen worden. Die Abschaltung der Mobilfunk- und damit Internetverbindungen war von dem Unternehmen mit Sicherheitsbedenken begründet worden, um Gefahren von den Fahrgästen abzuhalten. Die Demonstranten vermuten dagegen gezielte Aktionen, um ihre Kommunikation zu stören. Die Teilnehmer der Proteste hätten sich über die Anzahl und den Standort der Sicherheitskräfte austauschen können, so BARund den Standort der Sicherheitskräfte austauschen können, so BART. Die Aktion hat bis in höchste politische Kreise in der San Francisco Bay Area für Verstimmung gesorgt. Senator Leland Yee zeigte sich in einer Mitteilung „schockiert“ über den Eingriff in das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Die angekündigte sechsstündige Stilllegung der Seite
www.bart.gov scheint den Angreifern jedoch nicht gelungen zu sein. Bei wiederholten Versuchen zwischen 12 und 15 Uhr Ortszeit war die Web-Präsenz jederzeit zügig zu erreichen.
Für Montag hat Anonymous zu einer gewaltfreien Demonstration vor dem Rathaus von San Francisco aufgerufen. Die Teilnehmer, so Anonymous in seinem Twitter-Account, sollten ruhig blutrot getränkte T-Shirts anziehen mit der Aufschrift „Bitte nicht schießen, ich bin unbewaffnet“ und sich nicht von den Sicherheitskräften provozieren lassen. In der Vergangenheit ist es immer wieder zu schweren Zwischenfällen mit Sicherheitskräften gekommen.
Zuletzt war ein Fahrgast in der Neujahrsnacht 2009 erschossen worden. Der Polizist gab später an, er habe seinen Elektroschocker mit seiner Pistole verwechselt. Die Sicherheitskräfte waren zu einer Schlägerei gerufen worden, in die mehrere Menschen verwickelt gewesen sein sollen.
Die Abschaltung von Internet- und Mobilfunk ist in die Kritik gekommen, seit in Ägypten zur Niederschlagung der Freiheitsrevolten von der damaligen Regierung großflächig versucht wurde, die Kommunikationssystem lahmzulegen, um Demonstranten daran zu hindern sich zu arganisieren.
Seit den gewalttätigen Plünderung und Brandschatzungen in Großbritannien überlegt auch die britische Regierung, Dienste zeitweise abzuschalten bzw. Dienste wie Facebook oder Twitter zu überwachen oder lahmzulegen.
Mit dem kanadischen Smartphone-Hersteller RIM wurden Gespräche aufgenommen, um den Blackberry Messenger besser überwachen zu können. Er gilt als besonders sicher und auch Länder wie China drängen RIM, die Informationen der Nutzer herauszugeben und eine staatliche Überwachung zuzulassen.